Gestern wurde ich mit dem ersten (Audio-)Buch der „His Dark Materials“ Trilogie fertig, besser bekannt als „Der Goldene Kompass“ oder „The Northern Lights“ wie es im Original hiess bevor man es durch die Verfilmung umbenannte. Und was soll ich sagen: ich bin begeistert!
Nicht nur ist das englischsprachige Audiobook schlicht und einfach grandios, liebevoll aufgenommen und eher ein Hörspiel als ein simples Hörbuch (die einzelnen Charaktere werden von verschiedenen Darstellern gesprochen), nein, auch inhaltlich packten mich die Story vor allem deren Tiefgang.
wurde im Film nicht wirklich rübergebracht.
Dazu muss gesagt sein: „Der Goldene Kompass“ zählt – immer noch – zu meinen absoluten Lieblingsfilmen und als mir vor Jahren eine Freundin die Buchtrilogie auf Deutsch zu Weihnachten schenkte und ich zu lesen begann, legte ich das Buch wieder weg da mir irgend etwas am Schreibstil nicht gefiel. Wie ich nun weiss, muss dies an der deutschen Übersetzung liegen. Irgendwie klingen gewisse Bücher in Deutsch einfach schwülstig, auch wenn man dies im englischen Original so nicht ausmachen kann.
Dieses „Phänomen“ kenne ich von spirituellen und „magischen“ Büchern leider ebenso finde es mühsam.
Zwar wollte ich schon damals wissen wie es weitergehen wird, aber ich konnte mich aus oben genanntem Grund einfach nicht zum lesen der Bücher animieren. Es warteten sowieso viele andere Geschichten darauf von mir verschlungen zu werden.
Als ich den Film jedoch kürzlich wieder sah und mir Audible einige Guthaben stellte lud ich mir flugs alle drei Romane herunter und begann erneut, mich in die Geschichte von Lyra und ihres Dæmons Pantalaimon zu vertiefen. Und das war eine glückliche Entscheidung, denn was wäre mir sonst alles nicht bewusst geworden.
Wie so oft ist der Film nämlich nicht nur um fast ein Drittel des Buchstoffes gekürzt und es wurden gewisse Handlungsabläufe verändert, sondern er verleiht der Story und den Charakteren schlicht nicht die Ehre. Und nun verstehe ich auch warum er bei Kennern der Vorlage durchfiel und in den Kinos auch nicht den erwünschten Erfolg brachte.
Denn „The Northern Lights“ ist in der Buchvorlage schlichtweg wesentlich durchdachter, intelligenter, spiritueller und auch massiv dramatischer (ja sogar etwas brutaler) als der Film.
Ich hatte mich immer gewundert warum die Kirche so einen dicken Hals gegen die Geschichte hegte, denn im Film wurde ihre Rolle nahezu eliminiert. Im Buch jedoch geht es um Parallelwelten und (auch wenn man es dort nicht so nennt) den Quantenraum sowie das Feld der unendlichen Möglichkeiten und Realitäten.
Das wird dort so gut und einfach erklärt, dass sogar Kinder es verstehen. Und man banalisiert nichts. Die Existenz solcher Welten würde mit den Lehren der katholischen Kirche ziemlich in Kontrast stehen.
Interessanterweise erklärt der Vater Lyras dies anhand eines biblischen Beispieles, was das Ganze noch einmal pikanter macht.
Es wäre nun für diesen Blog zu viel die Handlung hier auszubreiten, aber man kann diese sowieso im Internet nachlesen (oder HIER auf Wikipedia inklusive Spoiler). Aber für mich war die Geschichte in jedem Fall fesselnd, aufregend, intelligent, ja sogar magisch. Die Charaktere treten wunderbar gezeichnet auf und in der Audiobook Fassung (der englischen) wird man einfach hineingezogen und lebt mit vollem Emotionseinsatz mit (also ich zumindest).
In meiner Wahrnehmung kann ich alles perfekt nachvollziehen und finde es nicht einmal so unrealistisch was da abgeht. Das Ende des ersten Bandes liess mich atemlos zurück und einige Twists haben es in sich.
Habe ich übrigens erwähnt, dass Hexen ein zentrales Element darstellen und einen wichtigen Beitrag leisten?
Ich freue mich auf die BBC Verfilmung der Trilogie nächstes Jahr und werde bis dahin sicher auch die beiden nächsten Bände verschlungen bzw. durchlauscht haben. Bin gespannt ob diese mit dem Einstieg mithalten können und wie die Geschichte weiter geht.
Denn, wie so oft, sind mir die Hauptcharaktere während des Hörens ans Herz gewachsen und zu Freunden geworden.
Ich kann „The Golden Compass“ bzw. „The Northern Lights“ jedem ans Herz legen. Und wenn man englisch kann, dann unbedingt im Original. Und für einmal sogar sagen: das Audio-Book ist ein Erlebnis für sich. Erzählt vom Autoren selbst und der kann das.
Und wie 🙂
PS: Daniel Craig ist im Film total fehlbesetzt, aber die restlichen DarstellerInnen passen wunderbar