Heute ist Krampustag und es werden Erinnerungen wach. Denn als Kind war dies ein Tag dem ich immer entgegenfieberte. Was schräg ist, wenn man bedenkt das der 5. Dezember sich um den weniger netten Gesellen dreht der den Nikolaus am 5. und am 6. Dezember begleitet und an dem meist die „bösen“ Kinder beschenkt oder bestraft wurden. Und ein böses Kind war ich eigentlich – soweit ich selbst das beurteilen kann – ganz und gar nicht.
Im Gegensatz zum Bild das nun Hollywood und der Kommerz vom Krampus zeichnen, habe ich ihn nie als „den Anti-Weihnachtsmann“ wahrgenommen und meines Wissens nach war er das auch so nicht. Film und Fernsehen siedeln den Krampus neu immer um die Weihnachtszeit mit an, aber eigentlich war er in Österreich da immer schon wieder „weg vom Fenster“ und seine Präsenz streckte sich maximal über die Adventzeit.
Am 5. und 6. jedoch da zogen der Krampus und der Nikolaus durch die Strassen und beschenkten oder eben bestraften die Kinder, und manchmal auch die Erwachsenen. Es gab Krampus-Säckchen in die Süssigkeiten gesteckt wurden und es gab Nikolaus-Säckchen auf denen der nette Herr mit der Bischofsmütze abgebildet war.
Mir waren die Krampus-Säckchen immer lieber.
In den Geschäften verkauften sie Krampus-Masken und manchmal stülpten auch wir sie über das Gesicht und gingen mit Ruten bewaffnet auf die Pirsch. Und das machte Spass, auch oder gerade weil man immer ein bisschen in Gefahr lief von älteren Jungs (und manchmal auch Mädels) erwischt und mit der Rute verhauen zu werden. Heute, so habe ich gelesen, hat leider die Gewalt hinter der Maske zugenommen und die Krampus können ziemlich brutal zuhauen. Was sogar Rechtsfragen aufwirft.
Damals und in Kindertagen waren es wohl die nächtliche Atmosphäre und die Mystik dieser Zeit die mich diese beiden Tage/Nächte so lieben liessen. Süssigkeiten in glänzender, roter Folie verpackt. Nüsse, Schokolade, Lebkuchen im Säckchen und meist in rotes Papier gewickelt und mit dem jeweiligen Sujet versehen. Und es lag eine unschuldige Spannung in der Luft. Der Krampus war zum fürchten aber auch zum gernhaben.
Wenn man brav war, hatte man ja auch nix zu befürchten und da ich als Kind eher schüchtern und Aussenseiter war, zog mich vielleicht deshalb das Wilde und Unberechenbare mehr an. Irgendwie wirkte er authentischer und ehrlicher als der Nikolo (so nannten wir den Nikolaus früher) wo hinter dem Bart oft eine Alkoholfahne entgegenwehte und zeigte, das er selber ja nicht mal so brav war.
Im dunklen Rot als der Farbe dieser beiden Tage, überall präsent und im nächtlichen Licht besonders kraftvoll wirkend, fand die Dunkelheit einen farbigen Spiegel. Und Nikoläuse mit Krampus-Begleitung zu finden, dann hinterher zu laufen und immer wieder spielerisch den Krampus herauszufordern, das liess das kindliche Abenteuerherz schneller schlagen.
Und war man zu Hause und es klopfte an der Türe, dann war die Spannung gross ob der Krampus oder der Nikolo wohl Eintritt verlangten. Wenn es der Krampus war, dann herrschte doch oft ein bisschen Panik und Versteck spielen, denn in den eigenen vier Wänden konnte man nicht gross davonlaufen. Und dann war es oft auch vorbei mit dem Heldenmut und man hoffte, dass der Nikolo und nicht der Krampus die Hauptrolle übernahmen. Denn wenn die Eltern das Gefühl hatten man sei nicht brav gewesen, dann konnte es doch ein paar sanfte Hiebe mit der Krampus-Rute setzen.
Im Sack jedoch, landeten wir nie.
Der deutsche Knecht Ruprecht oder der Schweizer Schmutzli konnten da nicht mithalten und als ich letzteren Brauch bei meinem Umzug nach Helvetien vernahm und näher kennenlernen durfte, war ich fast etwas enttäuscht, denn der Krampus hatte und hat einfach ein anderes Flair. Etwas urtümlicheres, heidnischeres (was ich damals wohl spürte, aber nicht wusste).
Das der Krampus-Brauch nun plötzlich so eine Wiederbelebung erfährt, und das international, erfreute mich erst. Allerdings nervte mich dann schnell, das man seine eigentliche Rolle so verzerrte und ihn als „Anti-Weihnachtsmann“ präsentierte. Vom Hollywood Blockbuster (der mir sonst eigentlich gut gefiel) bis zu Family Guy oder den Simpsons und Co. wurde er plötzlich ein Teil des weihnächtlichen Mythos. Und immer wieder viel böser als ich ihn eigentlich kannte.
Denn in meiner Kindheit war er zwar ein wilder, furchtsamer Gesell, aber er hatte auch etwas spitzbübisches und spielerisches an sich. Nichts „dämonisches“, das man ihm nun so gerne unterjubelt. Was mich aber freut ist die Tatsache, das man die österreichischen Wurzeln immer wieder irgendwo erwähnt. Sei es durch die Austro-Oma oder Tante die natürlich immer Bescheid weiss und ihre Erfahrungen mit dem Krampus machte. Oder so.
Die Krampuszüge die von 5. bis 7. in den ländlichen Regionen Österreichs stattfinden, die kannte ich als Wiener Bub natürlich so nicht. Wäre sicher auch nicht schlecht gewesen, aber die Stille der Nacht, die Mystik und das Geheimnisvolle das unsere Herzen erfüllte wenn wir im Dunkel die Nikolos und Krampus suchten, die hatten ihren eigenen Zauber.
Und so lausche ich hier dem Peitschenknallen der „Chlausjäger“ und ihren monotonen Glocken, die eine eigene Mystik besitzen, und schwelge in Erinnerungen die sich so wohl heute auch in Wien nicht mehr in dieser Form manifestieren würden.
Dem Kommerz sei „Dank“
Happy Krampus Day
Und hier das Schweizer Pendant